MIKE OLDFIELD - Ein halbes Jahrhundert Glockenläuten

15. Juni 2023

Mike Oldfield

MIKE OLDFIELD - Ein halbes Jahrhundert Glockenläuten

1973 war ein großes Jahr des Prog. Wesentlich dazu beigetragen hat ein scheues Wunderkind. Mike Oldfield legte in einem Geniestreich sein praktisch allein eingespieltes Werk „Tubular Bells“ vor. Der Multiinstrumentalist sprengte in zwei Longtracks alle Genre-Grenzen, schuf damit einen wichtigen Mosaikstein des progressiven Rock und ebnete mit seinem visionären instrumentalen Patchwork aus vielerlei Stilen wie Folk, Klassik und Rock den Weg für modernen Ambient. Wir zeichnen den Weg des Meisterwerks sowie seiner Fortsetzungen nach.
  
Tubular Bells“ gilt als Oldfields Opus magnum, obwohl er gerade mal 19 Jahre alt war, als er mit der Einspielung begann. Es wurde zu einem regelrechten Phänomen, erreichte die Spitze mehrerer Charts, darunter die seines Heimatlandes Großbritannien, und gewann einen Grammy. Zugleich brachte Oldfield mit seinem Album als der allerersten Label-Veröffentlichung im Alleingang seine Plattenfirma Virgin aus dem Stand ganz nach oben. Es gilt damit als eines der erfolgreichsten Debüts der Musikgeschichte. Seine Popularität wurde noch dadurch gesteigert, dass die magischen Klaviertöne des Intros von „Tubular Bells – Part One“ als Hauptthema im Okkult-Schocker „Der Exorzist“ von 1973 gefeaturt wurden.
 
Vorgeschichte: Panikattacken eines genialen Autodidakten

Die Ursprünge des ungewöhnlichen Werks liegen tief in Oldfields zerbrechlicher Seele, aber auch in den Musikerkollektiven, die er in seiner Jugend kennenlernte. Oldfield litt an heftigen Panikattacken und war ein Eigenbrötler, der Halt aus dem Musizieren zog: „Ich verbrachte die ganze Zeit damit, Gitarre zu spielen. In der Minute, in der ich von der Schule heimkam, nahm ich das ganze Wochenende dafür her, um zu üben … so entwickelte ich meine Technik und begann, Instrumentalstücke zu kreieren in einer Art, die letztlich zur Blaupause für ‚Tubular Bells‘ wurde.“ Aufgrund seiner Fingerfertigkeiten wurde der Jüngling aber bereits u.a. von Kevin Ayers (Soft Machine) für The Whole World engagiert, wo er auch Keyboarder und Arrangeur David Bedford kennenlernte.

Geschüttelt von seinen Panikattacken, zog sich Oldfield immer wieder ins Elternhaus nach Essex zurück und studierte klassische Komponisten wie Sibelius, Bartók und Strawinsky, aber auch die Minimal Music eines Terry Riley. Zudem experimentierte er mit Tonbändern, um mehrere Spuren von sich aufzunehmen. Sein „Weg raus aus den seelischen Qualen, die ich zu der Zeit empfand“, sollte unter dem Namen „Opus One“ der Grundstock der späteren „Tubular Bells“ werden.

Lest mehr im aktuellen Heft ...